Zerstörung im 2. Weltkrieg
Der neue Schulleiter Robert Tschaffon hätte fast tausendjährige Unvergänglichkeit erlangt, hätten die alliierten Armeen dem nationalsozialistischem Größenwahn in der „Stadt der Reichsparteitage" nicht ein Ende bereitet. Die unmittelbare Nachbarschaft zur MAN und anderen kriegswichtigen Industrieanlagen wurde mir dabei im 2. Weltkrieg fast zum Verhängnis.
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Amerikanische Zielkarte der MAN zur Einweisung von Bomberbesatzungen (Foto vom 11.04.1944 aus: Schramm: Bomben auf Nürnberg. München 1988) |
Beim ersten nächtlichen Großangriff auf Nürnberg am 29.08.1942 von 0.21 - 2.38 Uhr erreichten von 159 Flugzeugen der englischen Royal Air Force zwar nur 50 das Stadtgebiet. Einige von deren Bomben trafen jedoch auch mein Dach und rissen mir mein nördliches Türmchen herunter, das mir seitdem fehlt.
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Zerstörtes Dach (Aufnahme von 1946: Fotoarchiv Nürnberg) |
Bombenschäden aus den Jahren 1942-45, Aufnahmen von 1946 (Bildstelle und Fotoarchiv der Stadt Nürnberg)
Als einziges Nürnberger Bombenziel war die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) den ganzen Krieg hindurch in der Gruppe „Priority 1". Trotz schwerster Zerstörungen durch englische und amerikanische Bombenangriffe wurden im Werk an der Frankenstraße im Jahre 1944 monatlich noch über 110 schwere Kampfpanzer vom Typ „Panther" hergestellt.
Abnahmefeier von neuen Panzern
bei MAN 1943 (Foto aus Schramm: Bomben auf Nürnberg. München 1988)
Nach amerikanischen Schätzungen wurden dort 40 Prozent aller in Deutschland gebauten "Panther"-Kampfpanzer hergestellt. Im Rahmen der strategischen Luftkriegsführung erschien es den Amerikanern leichter, diese Panzer mitsamt ihren Montagehallen und den dazugehörigen Facharbeitern zu vernichten, als sie auf den Schlachtfeldern einzeln abzuschießen, während die Werke im feindlichen Hinterland ungestört weiterproduzierten.
Am 10.09.1944 zwischen 11.02 und 12.07 Uhr erfolgte der erste Tagangriff durch amerikanische Bomberverbände gegen das MAN-Werk.
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Zerstörte Fertigungshalle bei MAN Aufnahme: 20.10.1944 (Fotos aus: Schramm: Bomben auf Nürnberg. München 1988) |
Die MAN meldete schwere Spreng- und mittlere Brandschäden. Die "Sonderfertigung" war für drei Tage unterbrochen, anschließend wurde für die Dauer von einer Woche mit einem Produktionsausfall von 30 Prozent gerechnet. Die Panzer wurden weiter gebaut und noch weitere schwere Nachtangriffe durch die britische RAF und Tagangriffe durch die amerikanische US-Air Force folgten bis zum 11.April 1945. (Quelle: Schramm: Bomben auf Nürnberg. München 1988
Doch die Bomben trafen nicht nur den anvisierten Rüstungsbetrieb:
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Zerstörte Nordflügel mit Knabenturnhalle. Aufnahme von 1946 (Bildstelle und Fotoarchiv der Stadt Nürnberg) |
Noch immer steckt im Dachgebälk der Knabenturnhalle eine ausgebrannte Stabbrandbombe |
Zahlreiche Brand- und Sprengbomben zerstörten bei diesen schweren Luftangriffen in den Jahren 1943 bis 1945 mein Gebäude fast vollständig. Das Dach war ausgebrannt, die Decken durchschlagen, die Fenster zerstört und damit fast 90 % des Hauses unbrauchbar. Trotzdem bot ich in den letzten Kriegsmonaten noch sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern und von 1945 bis 1951 auch Klassen der Lutherschule Unterkunft.
Zerstörter Nordflügel. Aufnahmen von 1950 (Bildstelle und Fotoarchiv der Stadt Nürnberg)